• UNSER BEUERN

    Von “buren 1199” zum heutigen “Beuern”

    Unsere Kirche

Das Beuerner Lied

Melodie: „Der stille Waldweg von St. Johann“
von Arland Buchner Gaston
Text: Günther Maier

Zwischen grünen Wäldern, tief im Talesgrund,
eingerahmt von Feldern und von Wiesen bunt.
Liegt ein trautes Dörflein, Beuern wird`s genannt,
und die Kirchenglocken – rufen weit ins Land:

Refrain:

Bei uns in Beuern, im Krebsbachtal,

gibt`s keinen Kummer – und keine Qual.

Bei uns in Beuern – lebt der Gesang.

Drum bleiben wir dem Dörflein treu

Ein Leben lang,

drum bleiben wir dem Dörflein treu

ein Leben lang.

Ziehst du in die Fremde und versuchst dein Glück,
kehren die Gedanken stets nach Haus zurück.
Nach dem schönen Beuern sehnt sich dein Gemüt,
und du singst dann leise dieses Heimatlied…….

Refrain

Wenn in froher Runde man beisammen sitzt
und so manche Stunde Gläser stemmt und schwitzt
und nach zwanzig Bierchen alles doppelt sieht
fängt man an zu singen, und alle singen mit…

Refrain

Von „buren 1199“ zum heutigen „Beuern“

Beuern stellt sich vor:

Ich heiße Beuern und denke, ich bin ein Dorf wie jedes andere: für den „Transitreisenden“ ohne jede Besonderheit, für den durchfahrenden, stets eiligen Pendler ein Hindernis auf seinem täglichen Weg zur Arbeit, für den „Beuerner“ aber sein Wohnort, sein Heimatort, sein Zuhause. Meine Namensgeber waren nicht gerade phantasievoll: denn „bei den Häusern“ soll mein Name bedeuten, also ein Allerweltsname, ohne etwas Einmaliges.

Mein Name wurde mehrmals geändert:buren,apud (1199 – 1219) Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr 6 Buren, de (1238) Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3,Nr. 27Birin, zu (1315) XVIII, Staatsarchiv Darmstadt Abt. V B 3 Konv. 266 a. FSC.1Burin, zu (1354) Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 822buern, zu (1496) Staatsarchiv Darmstadt.

Wahrscheinlich habe ich daher in Deutschland noch einige weitere Namensverwandte. Meine geographische Lage lässt sich so beschreiben: Ich erstrecke mich am Krebsbach, der im Raume Geilshausen entspringt und dem ganzen Tal, dem Krebsbachtal, den Namen gegeben hat und dann in Großen-Buseck in die Wieseck mündet entlang. Bis dahin muss er 3 Mühlräder bewegen.

Mein alter Ortskern (Messpunkt an der Kirche) liegt 234 M über NN. Zu beiden Seiten steigen Hügel zu einer Höhe zwischen 300 und 330 m über NN, zum größten Teil bewaldet, auf. Trauschel: 284,3 m; Schweigling: 301,2 m; Steinerberg: 307,6 m; Hohe Straße: 310,1 m; Sonneberg: 322,8 m; Buchberg: 333,7 m.

Anders als bei den Menschen gereicht es einer Siedlung zum Ansehen, möglichst alt zu sein und eine bewegte Vergangenheit zu haben. Ich kann heute ein Mindestalter von ca. 816 Jahren nachweisen, denn erstmals wurde ich in einer Urkunde , die sich auf den Zeitraum von 1199 – 1219 eingrenzen lässt, benannt. Der Gerichtsschreiber, der dieses Schriftstück verfasste, vergaß die Angabe des Datums,bzw. es ging im Laufe der Jahre verloren. So oblag es den Historikern, aus dem Inhalt auf den Entstehungszeitraum des Vertrages, zu schließen.

Aber sicher gab es mich schon vor dieser Zeit. Nur kann ich dies nicht mehr nachweisen. Du bist eben so alt wie in deinem Pass steht, nicht wie du dich fühlst, könnte man abgewandelt sagen. Wenn einige meiner Nachbarn bereits auf eine 1200 jährige Geschichte zurückblicken können, so darf ich wahrlich mit Fug und Recht behaupten, dass ich doch wohl mehr als nur meine Jugend im Dunkel der Zeitgeschichte verbracht habe. Mehrere Ansammlungen von Hügelgräbern in meiner Gemarkung zeugen von deutlichfrüheren Besiedlungen.

Im Jahr 2005 feierte Beuern meinen 800. Geburtstag.

Mein hoher Waldbestand, 1/3 der Gesamtfläche, war einst mein großer Reichtum, um den mich meine Nachbarn beneideten. Er ermöglichte meinen Gemeindevätern die Schaffung von Einrichtungen, an die andere Orte damals noch lange nicht denken konnten.

Dazu gehörte der Bau der Wasserleitung im Jahre 1906 und der Anschluss an das Stromnetz in 1910. Ich erinnere mich an den Bau des wohl ersten Freibades im Kreis Gießen im Jahre 1929 am Michelbach (heute Heim der Pfadfinder) oder an die Installation einer Ortsrufanlage schon bald nach dem Kriege: In gleichen Abständen waren an Häusern Lautsprecher angebracht. Ein Musikstück leitete jede Durchsage ein. Wolltez.B. ein Händler Ferkel anbieten, so ließ er er das von der Bürgermeisterei her über die Ortsrufanlage verbreiten. Da zur Einleitung immer der gleiche Walzer gespielt wurde, war es bald der „Ferkelwalzer“. Schon an den ersten Takten erkannten meineBewohner, dass es Ferkel gab. (Leider ist der Walzer nicht mehr mit richtigem Namen bekannt) Oder auch die Nachbarn gratulierten sich mit einem Schallplattenständchen lautstark zu einem Geburtstag oder sonstigen Jubiläum.

Als eine der ersten Gemeinden im Kreis hatte ich schon 1954 auf allen Ortsstraßen eine Asphaltdecke und meine Bürgersteige waren mit Betonplatten ausgelegt. Ja, ich konnte mich mit meinen Bürgern sehen lassen und meine Bürger mit mir.

Im Jahr 1800 hatte ich 644 und am 31.12.2020 2007 Einwohner.

Ich bin 966 ha groß. Verschiedene Religionen habe ich im Laufe meiner Zeit beherbergt. Und zwar:1830: 824 evangelische und 58 jüdische Einwohner1900: 977 evangelische, 18 Baptisten, 2 Darbisten, 9 Missourilutheraner, 32 Juden1961: 1271 evangelische, 262 römisch-katholische Einwohner.1977 verlor ich meine Selbständigkeit und wurde mit Großen-Buseck, Alten-Buseck, Trohe und Oppenrod zur Großgemeinde Buseck .

Falls ihr noch mehr über mich und meine Bewohner wissen möchtet, dann schaut mal unter Bücher und Schriften nach. Dort findet ihr mehr Informationsmaterial über mich und meine Bewohner.

Quelle: Zusammenstellung von Margitta Handloser z.T. aus „Bei uns in Beuern“, 1985, Hrsg. Heimatverein Beuern e.V.

Gotik trifft Neuromanik

Die Beuerner Kirche von Wilhelm Arnold V.

Unsere Kirche
Tradition und Moderne

Evangelische Kirche Beuern

Die Evangelische Kirche in Beuern in der Gemeinde Buseck im Landkreis Gießen in Hessen wurde in den Jahren 1844 bis 1847 im Stil der Neuromanik gebaut. Erhalten blieb der gotische Westturm von 1321. Die Kirche ist hessisches Kulturdenkmal.

Die Kirche, die wohl vor dem 13. Jahrhundert entstanden ist, war im romanischen Stil erbaut. Nicht nur der Chor, sondern auch das Schiff war gewölbt. Aus der alten Kirche stammten einige Hölzer, die in einer Fachwerkscheuer, dem Karl Lindenstruth gehörig verbaut wurden und deren eines die Inschrift trägt:

„FVNDAMENT DIESER KIRCHEN IST GELEIGT WORDEN ALS MAN ZALT NACH DER GE…“

Ein anderes Holz zeigt die Ziffer 13.. . Dann soll auf einem Holz der Empore die Entstehung mit 1321 angegeben gewesen sein. An der Seite Richtung Untergasse war eine Heiligennische mit reichem Baldachin. Die Kirche war der heiligen Anna gewidmet.

Die Kirche war umgeben von einem Begräbnisplatz. (Kirchhof). Auf diesem Kirchhof stand einst ein Beinhaus, indem die Gebeine aufbewahrt wurden, wenn eine Neubelegung des Gräberfeldes notwendig wurde. Auf diesem alten Friedhof wurde 1814 die letzte Leiche beerdigt. Der neue Friedhof in Fünfhausen wurde am 25. März 1813 das erste Mal belegt.

Die Kirche, zu der u. A. ein Altar zu St. Anna gehörte und die an ihrer Außenmauer durch ein aus einem Basaltstein gearbeitetes Sakramentshäuschen geziert war, diente nach Einführung der Reformation im 16. Jahrhundert) ihrer Bestimmung noch über 300 Jahre. Im Jahre 1843 schreibt der Kirchenvorstand an den Großherzoglich Hess. Kreisrat in Gießen, dass die Abhaltung des Gottesdienstes in der Kirche wegen Einsturzgefahr schon seit einem Jahr eingestellt wurde und dass Pfarrer Magnus trotz Versprechen, einen Gottesdienst im Freien abzuhalten, nicht nachgekommen ist.

Man begann im Jahre 1843 mit den Abbrucharbeiten des Kirchenschiffes. Die Orgel verkaufte man nach Lumda. Eine neue Orgel von Orgelbaumeister Wilhelm Bernhard aus Romrod wurde für 2 200 Gulden angeschafft und 1848 eingeweiht. Sie wird noch heute in unserer Kirche gespielt. Nur der Kirchturm blieb stehen. Der Hochaltar der Kirche war ein Holzschrein. Auf dem mittleren seiner 3 Felder war Maria mit dem Kinde im Strahlenkranz, auf beiden Seiten die 12 Apostel.

Fünf Apostelfiguren, eine Maria mit Kind und Holzschnitzereien des Flügelaltars aus dem alten Kirchlein wurden, nachdem sie  einige Jahre unbeachtet auf dem Kirchenspeicher lagen, an den Freiherrn Riedesel zu Eisenbach 1875 verkauft. Dort sollen sie heute noch zu sehen sein. Das große Christuskreuz (vermutlich aus dem 15. Jahrhundert) wurde in die neue Kirche übernommen. Die Familien von Buseck und die von Schwalbach hatten besonders gekennzeichnete Stühle.

Am ersten Sonntag im Januar 1847 fand der Einweihungsgottesdienst der neuen Kirche statt. Der Neubau kostete 12 649 fl.

Der untere Teil des Turmes ist aus früherer Zeit erhalten geblieben. Lediglich sein Helm wurde 1847 umgestaltet. Beim Einbau der Uhr erhielt der Turmhelm 1915 die 4 Giebelgaupen mit Zifferblättern..

Im Glockengeschoss hängen 3 Glocken. Die älteste davon trägt die Inschrift: ES HAT MICH DIE GEMEIN ZV BEVERN GISSEN LASSEN DVRCH RICKERN  ANO DNI MDLXXV (= 1575). siehe Seite 104 und 105.

Beuern wurde bereits zwischen 1525 evangelisch, war jedoch von 1549- 1552 nochmals katholisch, danach wieder evangelisch

Die erste Renovierung fand im Jahre 1922 statt. Der Kirchenmaler Velte versah die Decke der Kirche mit einem goldenen Sternenhimmel. Auch die Empore und die Bänke waren schön bemalt. Im Jahre 1969 wurde leider eine neue Decke angemalt und alle Verzierungen auf den Emporen und an den Bänken wurden entfernt. Dies haben wir einem Kirchenrestaurator Faulstich aus Allendorf/Lda zu verdanken

Taufstein 

Der aus Lungstein gefertigte Taufstein wurde im Nov. 1894 der Kirche gestiftet. Geschaffen wurde er von dem hiesigen Steinmetz Wilhelm Arnold V. (1856 – 1934)

Arnold V. schreibt in seinem Lebenslauf: „Ich habe noch kurz eines Gelübdes Erwähnung zu tun, das mir, der Wunsch einen Knaben zu besitzen, abdrängte“. Der neue Taufstein in der hiesigen Kirche verdankt der Erfüllung dieses Wunsches seine Entstehung. Nach der Geburt von zwei Töchtern kam ein Söhnlein tot zur Welt.   Weiter schreibt er: „ Aber nun, dass ich merken sollte, dass bei Gott kein Ding unmöglich sei, erfreuten wir uns das nächste Mal der Geburt eines wirklich kräftigen und gesunden Buben. Aber auch er sollte nur wenige Jahre unser Stolz sein. Ein rasch auftretender Diphterieanfall erlöste ihn frühzeitig von aller Erdennot. Auch ein später geborenes Mädchen Hilda wurde von der gleichen Krankheit dahingerafft.

Dann wurden uns 1891 und 1897  noch 2 gesunde Knaben geschenkt.

Gerne hätte ich auch ein eigenes Kind als ersten Täufling hingebracht, aber dies ließ sich nicht so eigentlich verwirklichen. Diese Ehre erhielt vielmehr das Söhnlein des Wilhelm Sommerlad aus der Hintergasse. Unser Herr Pfarrer, (Georg Vogel) während dessen Amtszeit von 1882 – 1896 viel zur Ausschmückung und Ausstattung unseres sehr öden und leeren Gotteshauses geschehen ist, bezeugte mir sein Wohlgefallen an meiner Stiftung“.

Außer dem Taufstein schuf Wilhelm Arnold V. auch die Opfersteine. Sie tragen die Inschrift: Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

Die Opfersteine befinden sich an beiden Ausgängen der Kirche

 

Der alte Taufstein, der aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammt und sich heute wieder in der Kirche befindet, wurde lange Zeit als Brunneneinfassung im Bersröderweg 13 genutzt. Es war der Atzenwiesenbrunnen, in Mundart „Alsewisseborn“. Er zeigt Simmson im Kampf mit dem Löwen. Leider wurde der Boden herausgeschlagen. 

Küster, (Kirchendiener) Kirchturmuhr und Glocken

In der Ecke Borngasse 9, die früher „Am Dorf“ genannt wurde, befindet sich das Haus des ehemaligen Kirchendieners Becker. (Da seine Frau eine geb. Koch war, nannte man ihn „Kochbecker“) Hier handelt es sich um ein Haus wo Mensch und Vieh unter einem Dach wohnten. ( Vogelsberger Einhaus). Herr Becker erfreute viele Kinder, indem er sie beim Glockenläuten helfen ließ. Wenn Herr Becker das Kommando zum Ausläuten gab, hingen sich die Kinder an die Glockenseile und ließen sich fast bis an die Decke hochziehen. Sicher können sich einige unter Ihnen noch gut daran erinnern. Gerne sah er es, wenn wir Kinder halfen die Kirchturmuhr aufzuziehen. Schon alleine der Aufgang zur Kirchenuhr war gespenstisch. Die Stufen knarrten, hier und da waren Spinnennetze, manches Mal erschreckte uns ein Käuzchen. Der Aufgang war fast dunkel. Nur die sogenannten Schalllöcher spendeten etwas Licht. An der Kirchturmuhr befand sich eine große Leier, die man ungefähr 20 Minuten lang drehen musste, um die Uhr für eine Woche wieder in Gang zu halten.

Übrigens, wissen Sie eigentlich, wann und warum in Beuern die Glocken läuten? Also, das ist folgendermaßen:

Durch die Art des Läutens und die Auswahl verschiedener Glocken aus dem Gesamtgeläute ist es möglich, dass die Gemeinde erfährt, aus welchem Anlass geläutet wird. Dazu ist eine Läuteordnung nötig, die vom Kirchenvorstand aufgestellt wird, wobei stets auf die meist schon Jahrhunderte alte Tradition der einzelnen Dörfer eingegangen wird.

Heute hat das Geläute sehr an Bedeutung verloren, da fast jeder mit einer Armbanduhr oder einem Handy ausgestattet ist. Früher richtete man sich mit seinen Arbeiten ungefähr nach der Kirchenuhr, denn die konnte man fast auf jedem Feld hören. An Werktagen läutet die große Glocke um 10:00 Uhr. Dies war die Zeit zum Frühstücken auf dem Feld. Das nächste Läuten der großen Glocke ist um 13:00 Uhr. Nun hieß es Mittagessen. Um 17:00 Uhr läutet ebenfalls die große Glocke zum Feierabend. Die Bauern, die auf den Feldern waren, machten sich nun auf den Heimweg, denn zuhause wartete ja noch viel Arbeit auf sie. Das Vieh musste gefüttert  und die Kühe und Ziegen gemolken werden. Die Bäuerin bereitete das

Nachtessen zu und sorgte dafür, dass die Kinder in die Betten kamen. In den 50er Jahren läutete die kleine Glocke zur Nacht. Dies war das Zeichen für uns Kinder, dass es nun höchste Zeit war, den Heimweg anzutreten. Die Erwachsenen riefen uns oft zu: „Macht euch schnell heim, sonst holen euch die Nachteulen“.  Nicht so schön ist es, wenn die große Glocke um 8:00 Uhr ertönt. Das bedeutet, dass jemand gestorben ist. Der oder die Verstorbene werden dann unter dem Geläute aller Glocken im Laufe des Tages auf den Friedhof gebracht, Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges läutete um 7.45 Uhr das Schulglöckchen, damit die Kinder wussten, dass die Schule begann. Bei Brand wurde  früher die große Glocke geläutet.

 

 

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