Am 26.04.2009 unternahmen wir unter Führung von Margitta Handloser einen Heimatkundlichen Spaziergang nach dem wüst gewordenen Ort Ammenhausen (bei den Häusern des Ammo) in den Atrachswiesen. Der Weg ging über den Burghain, dann entlang des Krebsbaches bis zu den Atrachswiesen. Vorbei kamen wir an dem Rabenauischen Grenzstein. Er zeigt nach Beuern hin den Widderkopf, der das Zeichen für die Herren von Buseck ist. Nach der Rabenauischen Seite sahen wir ein Kleeblatt mit drei ausgeschnittenen Kleeblättern. Bevor wir die Atrachswiesen erreichten, kamen wir an der Schlangen- und Zigeunereiche vorbei. Zuerst statteten wir der Severineiche einen Besuch ab. Sie wurde nach einem Förster benannt und ist schätzungsweise über 300 Jahre alt und hat einen Umfang von 4,45 M.
Dann gingen wir an die Stätte, wo einst das Dörfchen Ammenhausen stand. Dazu möchte ich gerne meinen Urgroßvater Wilhelm Arnold V. zitieren. Er schreibt über die Wüstung folgendes:
„Wenn man die Stätten betritt, die einst von Menschen bewohnt und belebt, nun verlassen und verödet daliegen, so kann man sich eines wehmütigen Eindrucks nicht erwehren. Vor unserem geistigen Auge taucht das Bild der einst hier lebenden Gemeinwesen auf mit Ordnungen und Einrichtungen früherer Zeit. In der uns anheimelnden Stille glauben wir die Tritte derer zu vernehmen, die einst hier gewandelt, gewirkt und geschafft, sich ihres Lebens vielleicht gefreut, erduldet und gelitten haben. Wir suchen die Spuren ihres Daseins und ihres Wirkens und möchten die Ursachen ergründen, die sie bewogen, ihre geliebte Heimstätte aufzugeben und sich anderwärts anzusiedeln und niederzulassen.
Das Volk glaubt im allgemeinen, dass im 30jährigen Krieg sämtliche ausgegangenen Orte zerstört worden seien. Es ist aber erwiesen, dass fast alle Dörfer und Städte, denen der große und schreckliche Krieg den Untergang brachte, wieder aufgebaut wurden.
Es liegt nahe, dass man sich älterer Zeit dort anbaute, wo guter Boden, reichlich Wasser und Waldbestand war. Die Siedlungen unter weniger günstigen Vorbedingungen wurden meist verlassen. Auch Krankheiten und Seuchen trugen dazu bei, dass eine ganze Siedlung ausstarb.“
Die Siedlung dürfte so zwischen dem 8. und 9. Jahrhundert entstanden sein. Dafür spricht die Endung „hausen“.
Die älteste Erwähnung von Ammenhausen auf der Rabenau findet sich in einer in der Unibibliothek in Gießen bewahrten Pergamentschrift von 1489-1491 über den „Arnsburger Kauf“. Dort ist unter Londorf zu lesen: von einem Gut gelegen zu Allertzhusen, gen. das Arnsburger Gut primo eyne morgen; item zwo wiesen leppichen zu Ammenhausen. Im 15. Jahrhundert kann der Ort nicht mehr bestanden haben, da er unter dem Zugehör des Kirchengebiets von Londorf, zu welchem er der Lage nach gehörte, nicht mehr vorkommt.
Man kann die Stelle noch erahnen wo wahrscheinlich ein kleines Kirchlein stand. Der Name „Auf der Mühlstatt“ erinnert noch an eine Mühle. Auch der Name „Die Ammenhäuser Hecken“ sind noch geläufig.
Am Ende der Wiesen entspringt der Krebsbach. Es ist nur noch ein kleines Rinnsal zu sehen. Die Quelleneinfassung ist durch einen umgestürzten Baum zerstört. Der Krebsbach vereinigt sich mit dem Lauf eines Bächleins, Antreff genannt und fließt in Richtung Großen Buseck, wo er in die Wieseck mündet. Auf dem Weg dorthin muss er die Wasserräder von vier Mühlen antreiben.
Wolfgang Münch erzählte uns folgendes über die alten Straßen, die durch unser Gebiet führten:
Durch diese Gegend führten viele alte Straßen, die über die trockenere Höhe führten und die Sümpfe der Tallagen umgingen. Hauptwege waren die Messewege von Frankfurt nach Leipzig, die „kurzen“ und die „langen Hessen“ von Frankfurt nach Bad Hersfeld, Eisenach, die Straße nach Ebsdorf und Amöneburg, insbesondere der Sälzerweg bzw. „Salinenstraße“ von Bad Nauheim her. Auch werden in den Chroniken Botenwege erwähnt, die jedoch nur Trampelpfade gewesen sein dürften. Durch die Chaussierung einzelner Straßen wurden die alten Straßen immer weniger benötigt.
Bei der Adolfshütte wurden die Wanderer bei eisgekühlten Getränken zum Verweilen eingeladen. Werner Schließner spielte zur Freude der Anwesenden auf seiner steirischen Harmonika.
Der Name Atrachswiese könnte folgendermaßen entstanden sein:
In den Summarien des fuld. Mönches Eberhard wird im 8-10 Jahrhundert von Alstratahusen, das so viel bedeutet wie „zu den Häusern des Altrat“ geschrieben. Gemeint ist damit das jetzige Allertshausen.
Aus diesem Namen Altrat könnte der Name Atrachswiesen entstanden sein.